„Ist der Mensch ein Wolf“? – Die 11. Klasse am Welttag der Philosophie (Universität Bamberg)
„Hassrede, Diskursverweigerung und Krieg sind Alltag. Klimakleber werden von erwachsenen Autofahrern mit roher Gewalt von der Straße gezerrt. Mündige Wähler stürmen in marodierenden Trupps zentrale Regierungsgebäude, Symbole unserer Demokratie. Politiker erhalten Morddrohungen. Woher kommt diese Aggressivität?“
Diese große Frage bezüglich der Natur des Menschen, die sich vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen unweigerlich stellt, wirft Prof. Dr. Christian Illies, ein renommierter Experte für philosophische Anthropologie, in seinem Einladungsschreiben zum ‚Welttag der Philosophie‘ an der Universität Bamberg auf. Gemeinsam mit dem Ethikdidaktiker und Lehrer Dr. Jens Wimmers hatte er Schüler:innen und Lehrkräfte zum gemeinsamen Nachdenken und Diskutieren an die Hochschule eingeladen. Die Veranstaltung hätte eigentlich bereits im November des vergangenen Jahres stattfinden sollen, wurde jedoch aufgrund des Bahnstreiks kurzfristig verlegt.
Am Nachmittag des 08.02.2024 war es nun endlich soweit, dass die Ethik-Klasse 11ab zusammen mit ihrem Ethiklehrer die Veranstaltung in der Bamberger Innenstadt besuchte.
Nach den Begrüßungsworten von Dr. Wimmers führte Prof. Dr. Illies in seiner Vorlesung ausführlich in die Thematik ein. Rhetorisch brillant zeigte Christian Illies auf, dass die philosophischen Positionen zur Natur des Menschen ebenso spannend wie auch vielfältig sind. Verhält es sich so, wie der englische Philosoph Thomas Hobbes ausführte, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist („homo homini lupus“) und der Naturzustand des Menschen ohne staatliche Regulierung ein Krieg aller gegen alle („Bellum omnium contra omnes“) wäre? Oder ist ein positiveres Menschenbild angebracht, wie etwa bei Jean-Jacques Rousseau, der die Position vertrat, der Mensch sei von Natur aus gut? Das Böse tritt seiner Meinung nach erst durch gesellschaftliche Zwänge hervor. Unter anderem diese Positionen diskutieren die Schüler:innen des KHGs während einer anschließenden Workshop-Phase in Gruppen mit Studierenden der Philosophie.
Die sehr engagierte und diskussionsfreudige Ethik-Klasse 11ab bekam an diesem Nachmittag einen interessanten Einblick in die universitäre Philosophie. Vor dem Format 90-minütiger Vorlesungen entwickelte die Gruppe allerdings eine gehörige Portion Respekt. Bis die Nachwuchs-Philosoph:innen regelmäßiger in den Genuss ebenjener – unabhängig von der Fachrichtung kommen – vergehen zum Glück aber ja mindestens noch zweieinhalb Jahre. Apropos „Glück“: schon wieder so ein spannendes Thema zum Nachdenken – vielleicht ja auch eines für den ‚Welttag der Philosophie‘ im kommenden Jahr!
Dr. Frank Fischer
Ethik-Lehrer der Klasse 11ab