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„Heut‘ ist alles besser, heut‘ ist alles gut!“

Mit dieser Moritat begann die Inszenierung von Friedrich Schillers „Die Räuber“ durch das TiG – Theater im Gärtnerviertel auf der nahegelegenen Altenburg. Bereits am 15. Oktober 2024 besuchte die Klasse 10a mit ihrer Lehrkraft Frau Flache – in Begleitung der Klassen 9a und 9c sowie Frau Peschke und Frau Horke – die Aufführung des Dramas.

In den Wochen zuvor hatten die Zehntklässler*innen Schillers Drama gelesen, es sich erschlossen, mit der alten Sprache gerungen, mit Hilfe von KI versucht, einzelne Szenen und Akte zu verstehen – was übrigens (noch) nicht überzeugend gelungen ist und am Ende verstanden, worum es geht. Höhepunkt der Auseinandersetzung und Beschäftigung mit dem Stück war der Besuch der Aufführung, einer Vormittagsvorstellung für Bamberger Schulen.

Im Nachgang dessen entstanden im Deutschunterricht der Klasse 10a Rezensionen, von denen wir vier der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten wollen!

Petra Flache

„Heut‘ ist alles besser, heut‘ ist alles gut! […]“

Diese ironische Behauptung zeigt bereits am Anfang der Aufführung der „Räuber“, dass selbige zwar völlig übertrieben und veraltet wirkt, allerdings durchaus Parallelen zwischen der heutigen politischen und unpolitischen Lage und den zentralen Punkten des Dramas „Die Räuber“ vorhanden sind. Auch am Ende greifen die Schauspieler (Martin Habermeyer, Valentin Bartzsch, Benjamin Bochmann, Laura Mann) genanntes Zitat auf, verstummen allerdings, als sie bemerken, dass heute eindeutig nicht „alles gut“ ist.

In der Aufführung der Tragödie am 15. Oktober diesen Jahres auf der Altenburg in Bamberg geht es primär um die Auflehnung junger Männer (bzw. Menschen) gegen grundlegende Probleme wie Kapitalismus und Rechtsruck. Im Zuge dessen revoltieren sie als Räubergruppe sehr radikal und übertrieben gegen Staat, Egoismus und Verbrechen, also Mord, Pädophilie, Sexismus, Rechtsradikalismus, Hetze und undemokratisches Handeln. Beim Versuch genannte Ziele zu erreichen verstoßen sie, ähnlich wie es die Protagonisten des erfolgreichen Films „Fight Club“ tun, allerdings so sehr gegen ihre Prinzipien, dass ihre Taten nicht mehr durch den Zweck geheiligt werden können. Ihre eigenen Verbrechen erkennt der Anführer, der gleichzeitig als Hauptfigur funktioniert, am Ende der Aufführung. Dies wird beim TiG allerdings nicht mehr dargestellt, sondern nur noch nacherzählt.

Das Schauspiel weicht zwar in einigen Punkten von Schillers Fassung ab, interpretiert dadurch aber seine Beschreibung der „Jugend“ und seine Kritik an Staat und Gesellschaft nachvollziehbar und schlüssig in heutiger Zeit. Auch wird der damals noch wesentlich extremere Sexismus dabei geschickt umgangen und kritisiert: Schiller beschreibt wie Amalia, die Verlobte Karls, der Kopf der genannten Räuberbande ist, ihn, ihren Geliebten, anfleht, sie selbst umzubringen, nachdem sie von seinen Verbrechen erfahren hat. Eine derartige Darstellung einer Frau, die sich so an einen Mann bindet, dass sie dermaßen verzweifelt über das Räuber-Sein des Angebeteten ist, ziehen die Darsteller in der unglaubwürdigen fast schon ironischen Nacherzählung ins Lächerliche; ebenso wie die Selbstmorde von Karls Bruders Franz und den eines Räubers. Das gleiche gilt für den Tod von Karls Vater „dem alten Moor“.

Insgesamt zeigt die Regie (Heidi Lehnert mit Assistenz von Lea Seeger) ziemlich genau, in welchen Punkten sie Schiller zustimmt, so etwa der Problematik des Populismus und der Kritik an der Regierung, aber auch, dass sie dem extrem impulsiven, gefühlsgeleiteten und klischeehaften Verhalten der Protagonisten widerspricht, indem sie selbiges Verhalten situationsbezogen abgeschwächt, verdreht oder ironisch inszeniert.

Die Aufführung des TiG – Theater im Gärtnerviertel  auf der Altenburg beweist, dass man auch aus veraltet wirkenden Büchern bzw. Dramen etwas lernen kann, indem sie die zeitlosen Probleme aus „Die Räuber“ hervorhebt und thematisiert. Sie ist unter anderem deswegen empfehlenswert.

L. H.

„Heut‘ ist alles besser, heut‘ ist alles gut. Heut‘ geht’s ohne Messer, Pistole und Räuberhut.“

Mit diesem Lied begann die Aufführung von „Die Räuber frei nach Friedrich Schiller“ am 15.10.24 in Bamberg auf der Altenburg.

Mit der Tragödie aus dem Jahr 1782 will Schiller auf Missstände in der Gesellschaft, dem Staat und der Moral aufmerksam machen sowie den Selbstverwirklichungsdrang der Stürmer und Dränger kritisieren.

In der Neuinterpretation von Regisseurin Heidi Lehnert geht es zusätzlich noch um aktuelle Probleme in Politik und Gesellschaft. Das Drama handelt von der Familie von Moor, bestehend aus den Brüdern Franz und Karl und dem Vater Maximilian. Außerdem von Amalia, der Verlobten von Karl, und Hermann, dem Diener.

Franz von Moor, der zweitgeborene, auch durch sein Äußeres benachteiligte Sohn, startet mit einem gefälschten Brief an seinen Vater den Versuch, die Rechte seines Bruders zu bekommen. Es gelingt ihm des Weiteren, seinen Bruder Karl davon zu überzeugen, dass sein Vater ihn verstoßen hätte. In seiner Verzweiflung gründet Karl eine Räuberbande, mit der er durch die fränkischen Wälder zieht und einige Schandtaten begeht. Karl fühlt sich mit der Räuberbande eigentlich nicht gut, schwört aber trotzdem den Mitgliedern Treue. Er begibt sich aber nichts desto trotz zum väterlichen Schloss, um seinen Vater und seine Verlobte noch ein letztes Mal zu sehen. Mittlerweile regiert dort Franz, der seinen Vater eingesperrt hat. Weil Franz alles, was Karl wichtig gewesen ist, haben will, versucht er, sich auch Amalia zu krallen, diese bleibt Karl aber treu. Karl begibt sich verkleidet in das Schloss und redet mit Amalia. Als Karls Räuberbande das Schloss stürmt, ahnt Franz, was ihm bevorsteht, und begeht Selbstmord.

Hier endete das Stück in der Inszenierung des TiG. Es wurde aber klargemacht, dass Karl seine Verlobte auf ihren Wunsch hin umbringt und sich der Justiz stellt.

Die Schauspieler Valentin Barztsch, Martin Habermeyer, Laura Mann und Benjamin Bochmann spielten im Stück je zwei bis drei verschiedene Rollen. Das Bühnenbild änderte sich je nach Handlungsort nur leicht, zum Beispiel durch Vorhänge und ein umgebautes Klavier, das auch für „Soundeffekte“ genutzt wurde. Durch die Aufführung im Rittersaal der Altenburg vermittelte das Ganze sowieso einen altertümlichen Eindruck. Passend dazu gab es Kostüme, die dem Kleidungsstil der damaligen Zeit nachempfunden waren. Durch das Wenden der Jacken wurde so die Änderung der Rolle gekennzeichnet und die Räuberbande zog sich als Erkennungszeichen zerschnittene Strumpfhosen über den Kopf. Zusätzlich kamen bunte Lichteffekte zum Einsatz.

Die etwa 150 anwesenden, meist jugendlichen Zuschauer wurden ca. zwei Stunden unterhalten, reagierten jedoch sehr unterschiedlich. Teilweise wurden die Lieder kritisiert, aber die Aktualität der Themen kam bei vielen gut an. Für alle Schiller-Fans ist diese moderne Fassung eine klare Empfehlung, als Einstieg in das Drama ist sie unserer Ansicht nach allerdings eher nicht geeignet.

M.P.

Die Räuber“ von Friedrich Schiller

Das Drama „Die Räuber“ von Friedrich Schiller, frei interpretiert und aufgeführt durch das TiG (Theater im Gärtnerviertel) am 15. Oktober diesen Jahres auf der Altenburg, stieß im Publikum auf gemischte Reaktionen.

In dem Stück, in dem es überwiegend um die Themen Liebe, Hass, Auflehnung gegen die Gesellschaft und Verrat geht, versucht Franz Moor (Valentin Bartzsch) sich das Erbe seines Vaters zu erschleichen und schreckt dabei nicht vor rigorosen Mitteln wie beispielsweise Mord oder der Behauptung, dass sein Bruder Karl (Martin Habermeyer) gestorben sei, zurück. Die Hauptorte der Handlung sind das Schloss der Adelsfamilie Moor und die fränkischen Wälder.

Die Rollen wurden von nur vier Schauspielern (Martin Habermeyer; Valentin Bartzsch; Benjamin Bochmann; Laura Mann) verkörpert. Beim sehr gut gelungenen Kostümdesign (Nikola Voit) wurde sich kreativer Mittel bedient, wie zum Beispiel der Verwendung von Damenstrümpfen als Masken der Räuber. Ein eher schlicht gehaltenes Bühnenbild (Alexander Brehm), bestehend aus einem Kamin, der als Burg fungierte, und einem multifunktionalen Zupfinstrument, das wahlweise als Pferd oder als Stuhl benutzt wurde, mit dem aber auch entscheidende Momente der Aufführung musikalische unterstrichen wurden, ließ die Darsteller und deren Kostüme in den Vordergrund des Stücks treten. Die szenenabhängige Vertonung und Beleuchtung (Benjamin Bochmann) der Bühne unterstrich die Handlung und wirkte emotionalisierend. Als Leitgedanke von Heidi Lehnert, der Regisseurin, ist das Ziel zu erkennen, die zentralen Themen Auflehnung der Jugend und die Kritik an der Gesellschaft in einen modernen Kontext zu setzen.

Rund 150 jugendliche Zuschauer ließen gemischte Reaktionen erkennen, da die teils übertriebene Verwendung von Jugendsprache für die Jugendlichen wohl eher befremdlich wirkte, was für eine insgesamt abwartende und mitunter fast gelangweilt wirkende Atmosphäre im Publikum sorgte. Somit ist keine klare Empfehlung für den Besuch dieses Stückes auszusprechen.

J.H.

„Heut‘ ist alles besser, Heut’ ist alles gut“

So heißt es in der Theateraufführung des Dramas „Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Diese wurde am Vormittag des 15.10.2024 im Rittersaal der Altenburg in Bamberg durch das TiG – Theater im Gärtnerviertel gezeigt. Im Publikum saßen mehrere Schulklassen unterschiedlicher Schulen mit ihren Lehrkräften, insgesamt waren es um die 150 Zuschauer. Die Dauer des Stücks betrug, mit einer kleinen Pause, circa zwei Stunden.

In der Tragödie versucht Franz Moor im moorschen Schloss die Macht zu erlangen und plant hinterhältig seinen Vater und Bruder grausam aus dem Weg zu schaffen. Währenddessen gründet sein Bruder Karl, um Kritik an den Missständen in der Gesellschaft und der Justiz zu üben, eine Räuberbande. Schlussendlich treffen beide „Handlungsstränge“ aufeinander und das Stück endet in einer Katastrophe.

Diese wurde hier – anders als in Schillers Vorlage –  auf der Bühne nicht dargeboten, denn diese Situation endet so, dass Franz Selbstmord begeht, der sogenannte „Alte Moor“ vor Schreck stirbt, Amalia sich von ihrem Verlobten Karl umbringen lassen will und Karl sich der Justiz stellen möchte. Dass dieses Ende nicht auf der Bühne aufgeführt wurde, zeigt nochmal deutlich, dass das TiG damit zeigen will, dass Selbstmord und Mord keine Lösungen für Probleme sind.

Friedrich Schiller wollte mit dem Drama den Selbstverwirklichungsdrang der Stürmer und Dränger thematisieren. Dies stellt Regisseurin Heidi Lehnert mit dem anfangs genannten Zitat dar, zudem wird das Stück auch an das Hier und Heute angepasst.

Martin Habermeyer als Karl, Valentin Bartzsch als Franz, Laura Mann als Amalia und Benjamin Bochmann als Razmann und Hermann haben diesen Gedanken verwirklicht und gut auf der Bühne umgesetzt. Das wechselnde Bühnenbild (Alexander Brehm), die teils mit einem multifunktionalen Musikinstrument von den Schauspielern selbst gespielte Musik und die Kostüme (Nikola Voit) haben die Handlung zusätzlich nochmal untermalt. So werden die zwei Handlungsstränge durch das Bühnenbild übersichtlich voneinander getrennt. Grüne Vorhänge, die einen Wald darstellen sollen, und Scheinwerferlicht erzeugen eine ruhige Waldatmosphäre, im Gegensatz dazu strahlt der steinige Schlossturm – eigentlich einfach der Kamin im Rittersaal der Altenburg –eine kalte, fast bösartige Stimmung aus.

Schillers „Die Räuber“ kann man gut mit Goethes Drama „Faust“ vergleichen. Beide Hauptfiguren geraten auf moralisch gefährliche Pfade, wenn auch durch andere Intentionen. Karl Moor, der ein idealistischer, aber desillusionierter (enttäuschter) Kämpfer für Freiheit ist, rebelliert gegen soziale Ungerechtigkeit, verliert sich aber durch Gewalt und Gesetzlosigkeit, während Faust, der ein Gelehrter ist, der einen Pakt mit dem Teufel schließt, um seinem Leben wieder einen Sinn zu verleihen (auch auf Kosten seiner Seele) nach umfassendem Wissen und Sinn im Leben strebt, allerdings verzweifelt er an den Grenzen menschlicher Erkenntnis. Beide Figuren sind in der Suche nach Freiheit und Sinn bereit, ethische Grenzen zu überschreiten. Allgemein könnte man sagen, dass beide Dramen versuchen Gesellschaftskritik zu üben. In „Die Räuber“ wird die Ungerechtigkeit der gesellschaftlichen Ordnung und das Machtstreben kritisiert und in „Faust“ werden die Grenzen menschlicher Existenz und das Scheitern an Vernunft dargestellt. Beide Werke thematisieren die Konsequenzen von Übermaß – egal ob Macht oder Wissen – und zeigen, wie leicht das Streben nach Größe ins Verderben führen kann.

Abschließend ist der Besuch dieser Aufführung zu empfehlen, da durch die Schauspieler, die Atmosphäre, die Lieder und das Bühnenbild die Kritik an der Gesellschaft in der Epoche Sturm und Drang mit ebensolcher Kritik in heutiger Zeit parallel gesetzt wird - derart bekommt man einen guten Einblick frühere und heutige Zeiten…

V.R./ T.G./ Ch.K./ L.K.

2024 11 Eine Aufführung vier Rezensionen

 

 


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