Zerstörte Synagogen, zerborstene Fensterscheiben, gedemütigte, misshandelte, verhaftete und ermordete jüdische Bürger – die Auswirkungen der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 waren schrecklich. Die jüdischen Mitbürger in Deutschland erlitten nach der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ausgrenzung in dieser Nacht eine so große physische und psychische Gewalt, dass allen klar sein musste, dass die Nationalsozialisten ihr ideologisches Ziel der Vernichtung dieser Menschen skrupellos in die Tat umsetzen würden. Aber eine Emigration ins Ausland war schwierig geworden, wenn nicht sogar unmöglich.
Anlässlich des 80. Gedenktages des Schreckens der Reichspogromnacht, den die Stadt Bamberg wie jedes Jahr auf dem Synagogenplatz beging, stellten Schülerinnen und Schüler des P-Seminars Die jüdischen Gemeinde Trabelsdorf und Lisberg das Schicksal der Familie Liffgens aus Trabelsdorf vor. Der Vater Siegfried Liffgens wurde von einem SA-Trupp aus Bamberg im Nachthemd aus dem Haus gejagt, zur Synagoge getrieben und dort mit dem Tod bedroht. Ein anderes Mitglied der jüdischen Gemeinde, Herr Reichmannsdorfer, wurde gedemütigt. Trotz aller Anstrengungen gelang es nur der Tochter Hildegard Liffgens, mit einem Kindertransport aus Deutschland zu entkommen. Ihre Eltern und jüngeren Brüder wurden 1942 nach Izbica deportiert, wo sie wahrscheinlich ums Leben kamen.
Weitere Schülerinnen und Schüler anderer Bamberger Schulen nahmen an dieser Gedenkveranstaltung teil. Dass sich die junge Generation so stark in der Erinnerungskultur engagiert, lässt hoffen, dass diese dunklen Zeiten nie mehr wiederkehren und Familien aus allen Teilen der Welt friedlich zusammenleben können.
Dr. Christa Horn