Am 7.2.2020 versammelte sich Frau Flaches Deutschkurs der 11. Jahrgangstufe am Schillerplatz 31, um gemeinsam eine der Wohnstätten von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann in Bamberg zu besuchen. Der ehemalige Theaterschauspieler Andreas Ulich begleitete in einer 90 minütigen Führung die 19 Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin durch das Haus.

E.T.A. Hoffmann bewohnte gemeinsam mit seiner Ehefrau Mischa die Stube im zweiten Stock des Hauses und das darüber liegende Dachstübchen. Die Stube diente als Wohnzimmer mit Küche im Nebenraum, im Obergeschoss befand sich das Schlaf- und Arbeitszimmer, das sogenannte "Poetenstübchen". Nach einer kurzen Einführung und Begrüßung von Herrn Ulich im Untergeschoss des Hauses, wo durch Wandtafeln ein allgemeiner Überblick über Hoffmanns Leben veranschaulicht ist, durften die Schülerinnen und Schüler gleich die Treppen zu Hoffmanns Wohnung nach oben steigen.

Hier begann Herr Ulich seinen Vortrag zunächst mit einigen interessanten Informationen zur Biographie des vielseitigen Künstlers, u.a. verwies er auf ein Originalporträt von Hoffmanns verhasstem Onkel Otto Wilhelm Dörfer und erwähnte dazu, dass Dörfer dem jungen Ernst damals von einem berühmten Organisten in Königsberg Klavierunterricht erteilen ließ und somit Grundstein für dessen musikalische Karriere legte. Ulich setzte seine Ausführungen damit fort, dass er auf die verschiedenen Tätigkeiten Hoffmanns in privater und beruflicher Hinsicht näher einging. So erfuhr der Kurs, dass Hoffmann nach seiner Kündigung am Bamberger Theater Mädchen aus gehobenen bürgerlichen Familien gegen Bezahlung Klavier- und Gesangsunterricht erteilt hat und dadurch auch an für ihn langweiligen Abendveranstaltungen teilnehmen musste. In eine seiner jungen Schülerinnen, Julia Mark, verliebte er sich und da das seine eigene Frau Mischa nicht mitbekommen durfte, begann er all diese traumatischen Erlebnisse unter dem Pseudonym als Kapellmeister Kreisler literarisch im obersten Teil des Hauses, dem sogenannten "Poetenstübchen", zu verarbeiten.

Auch sind in dieser Zeit viele Zeichnungen entstanden. Der Kurs konnte einige von Hoffmanns angefertigten Karikaturen bestaunen u.a. ein Abbild des Kapellmeisters Kreisler unterzeichnet mit Erasmus Spicker, einem weiteren von Hoffmanns erfundenen Decknamen. Dazu las Herr Ulich auch einen Ausschnitt aus einer Erzählung des Kapellmeisters Kreislers vor. Nachdem der Kurs wieder weiter nach oben ins Dachgeschoss gegangen war, erzählte Herr Ulich eine Anekdote zu der kleinen Bodenluke, welche eigentlich Wärme von der unteren zur oberen Stube führen sollte. Hoffmann benutzte diese allerdings auch dazu, um sich mit seiner Frau „Mischa“ zu unterhalten , während er bis spät in die Nacht hinein in seinem "Poetenstübchen" an seinen Werken schrieb. Ausgestellt ist auch ein blechernes Sprachrohr, eine Art Megafon, das der Dichter auf der Altenburg manchmal benutzte, um Besuchern Flüche und Schimpfworte hinterherzurufen. Dort oben war der Künstler oft zu Gast, dorthin zog er sich 1812 auch zeitweise in einen der Mauertürme zurück.

Im E.T.A. Hoffmann Haus ist die ursprüngliche Einrichtung nicht mehr erhalten; man hat aber versucht, einige Gegenstände originalgetreu nachzubilden, so ist zum Beispiel ein Klavier aus dem 19. Jahrhundert ausgestellt. Auch sind verkleidete leere Glasflaschen in einem Regal aufgereiht, denn der Dichter hatte seine Frau solche Flaschen als groteske Puppen maskieren lassen, um sich seine Gestalten noch besser vorstellen zu können. Nachdem Herr Ulich seine interessante Führung beendet hatte, konnten die Schülerinnen und Schüler noch einmal eigenständig durch das Haus gehen und ihre Vorstellung vom vielseitigsten Genie der Spätromantik vertiefen.

Stella Högen, Q11