Kaltes, klinisches Licht. Ein paar Stühle und Tische markieren die Szenerie. Eine Frau, Schwester der Anstalt, überwacht die Patient*innen. Alle mit eigenen Problemen, alle mit eigenen Gesichtern. Mit diesem Schaubild beginnt unsere Interpretation von „Einer flog über das Kuckucksnest“. Das Original wurde von unserem Kursleiter Daniel Seniuk leicht verändert und unter anderem durch von uns selbstgeschriebenen Monologen angereichert.
Das Stück hat uns sofort begeistert, behandelt es doch Themen, die auch 2022 immer noch aktuell sind: Freundschaft, Macht, Unterdrückung, Widerstand, Freiheit. Doch hat es uns auch herausgefordert, Motive des Originals, das fast 50 Jahre alt ist, zu hinterfragen: Was ist männlich/weiblich? Wie ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern? Was ist Stärke? Was ist Recht? Was heißt „verrückt“?
Die Story rund um den Kriminellen McMurphy, der einer Haftstrafe wegen Vergewaltigung durch das Vortäuschen psychischer Probleme entgeht und sich einer Therapie in einer Psychiatrie unterzieht, wurde am 29. und 30. Juni in der Aula unserer Schule aufgeführt. Die Inszenierung kam diesmal ohne eigentliche Bühne aus; das KHG wurde für zwei Stunden in eine Klinik verwandelt. Das Publikum verfolgte gebannt McMurphys Versuch, die Hierarchie in der Klinik umzukehren und mit seinen Mitpatient*innen das System von Oberschwester Ratched zu stürzen.
Der Applaus danach war unfassbar. Wir danken allen Zuschauer*innen für ihr Kommen und Herrn Seniuk für seine Geduld. Er hat ganz sicher uns – und hoffentlich auch dem Publikum – einen „verrückten“ Abend beschert, der uns als Gruppe unglaublich zusammengeschweißt hat und den wir niemals vergessen werden.
Ngoc Anh Pham Nguyen
Bilder: Julius Adam, Q11